Ebersburg (dd) – Es läuft nicht beim FSV Thalau. Mit einem Punkt aus zehn Spielen ist die Mannschaft um Trainer Meik Voll das Schlusslicht der Fußball-Verbandsliga Hessen Nord. 43 Gegentore bilden den schlechtesten Defensiv-Wert der Liga. Doch Verzagen ist keine Option im Wittiggrund: Alle wollen weiter an einem Strang ziehen und Woche für Woche gegen den Abstieg kämpfen und das Abenteuer Verbandsliga was im Kollektiv entschieden wurde anzugehen genießen und mitnehmen.
Seit der Saison 2020/21 ist Meik Voll Trainer des FSV Thalau – der Amtsantritt ist eineinhalb Jahre her und verlief überraschend für alle auch recht gut. Thalau stand zum Corona-bedingten Saisonabbruch der vergangenen Runde mit zehn Punkten auf Tabellenplatz 14 und damit über dem Strich. „Dann kam der Cut“, weiß Coach Meik Voll. Sieben Spieler verließen den FSV, darunter Stammspieler wie Munir Tekleyes, Dominik Piechutta, Leon Koch und Dennis Fischer. Voll erklärt: „Das waren zum Teil Abgänge, mit denen wir nicht gerechnet haben und die infolge auch schwierig zu ersetzen waren. In Thalau wird eine gesunde Vereinspolitik im Vorstand betrieben und jeder gleichbehandelt und dementsprechend können wir bei Neuzugängen auch nicht Rücksicht auf finanzielle Interessen nehmen.“ Es wurden sehr viele Gespräche mit potenziellen Neuzugängen geführt, für die Verpflichtung von Unterschiedsspielern habe es dann aus unterschiedlicher Gründe leider nicht gereicht, obwohl der Verein sich sehr bemüht hätte.
So konnte mit Mohamed Sharif aus der Gruppenliga Fulda ein Spieler auf mindestens diesem Niveau verpflichtet werden. Alle anderen Spieler, die wir verpflichten konnten, kommen aus dem Jugendbereich, oder aus der A-Liga. Hier darf das Anspruchsdenken nicht überzogen sein, diese Jungs, sind alle hoch motiviert und dankbar für die Möglichkeit sich auf diesem Level zu beweisen und präsentieren zu können. Sie müssen wir heranführen um die Lücken zu schließen, die andere hinterlassen haben. Hierbei darf kein Druck entstehen, da dieser eher blockiert, statt motiviert. „Auch Spieler, die länger dabei sind und zwei oder drei Jahre auf einer Erfolgswelle in der Gruppenliga geritten sind, müssen erstmal damit klarkommen, Spiele am laufenden Band zu verlieren“, so Voll. „Das kannten viele gar nicht.“
Es sieht düster aus beim FSV Thalau – mit einem Punkt aus zehn Spielen stehen gar neun Zähler weniger als letzte Saison zum gleichen Zeitpunkt Buche. „Derzeit ist es ein bisschen so, wie viele es letztes Jahr schon haben kommen sehen. Gegen Johannesberg verlieren wir am ersten Spieltag trotz eines guten Spiels mit 3:6, gegen Willingen nehmen wir einen Punkt mit und dann hat es gegen Sandershausen die erste von einigen bitteren Niederlagen gegeben“, analysiert Voll. „Mit Spielen wie beim 1:2 gegen Lichtenau oder dem 2:3 gegen CSC 03 Kassel haben wir angedeutet, dass wir es unseren Gegnern schwermachen können. Aber dann verlierst du gegen Dörnberg, wo du hättest gewinnen müssen. Selbst vermeintliche Gegner auf Augenhöhe, sind Mannschaften, die eine individuelle Klasse haben, um solche Ergebnisse zu erzwingen.“
Voll gesteht: „Der Tiefpunkt der aktuellen Saison war natürlich das 0:9 gegen die Barockstadt.“ Danach die Reißlinie zu ziehen, sei jedoch keine Option gewesen. „Wir wussten, dass so etwas früher oder später passieren konnte und haben im Trainerteam auch viel früher damit gerechnet. Es gibt vielerlei Gründe für solche Ergebnisse, die Art wie sie zu Stande kommen. Wir (Trainerteam)haben nach dem Spiel gegen Dörnberg mit dem Vorstand ein ehrliches offenes Gespräch über unsere Situation geführt, diese und den gesamten Saisonstart analysiert. Wir haben jede Woche ein Pokalspiel und können eigentlich nur überraschen. Es gibt keine Gegner auf Augenhöhe. Mit dieser Ehrlichkeit der gesamt Situation haben wir auch das Gespräch mit der Mannschaft geführt. Es gibt keinen Bruch im Team und keinem Bruch mit dem Team ums Team. Ich werde bei meinen Analysen immer ehrlich sein und ansprechen was meiner Meinung gut und weniger gut läuft. Wir bauen uns auch hier keine Luftschlösser. Meine Erwartungshaltung an mich selbst und an mein Team ums Team ist sehr groß. Wir versuchen den Jungs und dem Verein alles anzubieten was möglich ist um erfolgreich zu sein und im Gegenzug erwarte ich offene und ehrliche Kommunikation und Zuarbeit sowie von meiner Mannschaft, dass sie alles aus sich herausholt, bedingungslos fightet, sich nicht aufgibt. Egal welche Ergebnisse am Ende zu Buche stehen. Jedem einzelnen verlange ich ab, dass er sich gewissenhaft vorbereitet, sich mit Gegnern die anstehen beschäftigt und auch mal in privaten Freizeitplanung vor Pflichtspielen verzichtet.“ Voll betont, wie wichtig der Entwicklungs- und Lernprozess eines Jeden dabei sei. „Wir wollen diese Saison genießen“, meint der 46-Jährige. „Verbandsliga zu spielen ist für viele Spieler und auch für den Verein nach zwei verlorenen Relegationen eine Erfolgsgeschichte, aber auch völliges Neuland. Das ist der Wunsch vieler Thalauer gewesen, der sich dann durch den Corona-Aufstieg vor zwei Jahren erfüllt hat. Dass es bitter werden könnte in der höheren Klasse, war aber ganz klar kalkuliert.“
Laut Voll sei es für den Verein schon jetzt zu diesem Zeitpunkt wichtig, in die Zukunft zu schauen. „Unabhängig von meiner Amtszeit hier in Thalau gilt es, die Jungs so schadenfrei wie möglich durch die Saison zu bringen. Aufzuzeigen, das diese Erfahrung in der Entwicklung eines jedem einzelnen trotz der Niederlagen gewinnbringend sein kann. Erfolgserlebnisse werden wir bekommen, da bin ich mir sicher. Es wird sicher nicht bei diesem einen Punkt aktuell bleiben.“
Motivation gebe es schließlich genug, der FSV möchte eben nicht das Tasmania Berlin der Verbandsliga werden und als schlechtester Absteiger der Liga in die Geschichte eingehen. Keine Mannschaft gegen die wir spielen möchte das erste Team sein was gegen uns Federn lässt. Da entsteht ein gewisser Druck bei den Gegnern, der blockierend wirken kann. Wir haben absolut nichts mehr zu verlieren. Da einzige worauf wir achten müssen, ist das wir als Team, jeder einzelne, Charakterstark bleiben und immer im Sinne des Teams denken und handeln. „Die Verbandsliga ist ein gemeinsames Abenteuer und wenn wir da als Team durchgehen, kann der Verein auch die kommenden Jahre eine gute Mannschaft zusammenstellen.“ Gerade die Säulen des Vereins seien da gefragt, findet Voll: Kapitän Markus Herber, Daniel Zimmer, Florian Storch oder Thomas Weichlein, und ein Timo Müglich. „Die Jungs dürfen nicht vergessen, wo sie herkommen, sie müssen das Gerüst des Teams bleiben“, bekräftigt Voll. „Was jeder Einzelne im Verein leistet ist der Wahnsinn. Für die Leute, die hier ehrenamtlich Woche für Woche mitarbeiten, müssen wir etwas am Platz zeigen, zurückgeben. Das erfordert bei uns nun mal, dass wir in jedem Spiel 120 bis 150 Prozent geben müssen, um als Kollektiv zu bestehen.“
Ein Rücktritt seinerseits sei indes außer Frage. „Wir ziehen das alle gemeinsam durch. Verein, Mannschaft und Trainerteam.“ Die Verbandsliga sei schließlich ein Abenteuer für den FSV Thalau, bei dem es trotz der Rückschläge gelte, mental bei der Sache zu bleiben und die Teamchemie aufrecht zu erhalten. Wenn uns dabei die Zuschauer und Anhänger weiterhin unterstützen und begleiten, dann wird der gemeinsame Ausflug „Verbandsliga am Wittiggrund“ und das gemeinsame Abenteuer Schadlos am FSV Thalau vorüberziehen. Das Erlebnis Verbandsliga endet erst dann, wenn es Ergebnistechnisch besiegelt ist, wohlwissend, dass der Fußball sehr schnelllebig mit Ereignissen und Sichtweisen ist,“ so der Trainer über die aktuelle Situation.
Quelle: osthessen-zeitung.de